
IPSC-Schrotdisziplinen – Ein Überblick
Das Regelwerk der International Practical Shooting Confederation (IPSC) definiert vier verschiedene Waffenklassen (Divisions) für das Schießen mit der Schrotflinte: Manual, Standard, Modified und Open. Jede Division stellt spezifische Anforderungen an die Ausrüstung und erlaubt unterschiedliche technische Anpassungen, wodurch das Schießen in dieser Disziplin äußerst vielseitig und anspruchsvoll ist.
Manual Division
In der Manual Division kommen Vorderschaftsrepetierflinten mit Röhrenmagazin und offener Visierung zum Einsatz. Die Magazinkapazität ist nicht festgelegt und kann je nach nationaler Gesetzgebung variieren. Teilweise werden spezielle „Teleskop-Rohre“ verwendet, die sich in ihrer Länge an die Anzahl der geladenen Patronen anpassen. So bleibt die Flinte bei geringerer Schussanzahl kompakt und führig, während bei Bedarf ausreichend Munition verfügbar ist. Die Startladung ist auf maximal neun Schuss begrenzt. Nach jedem Schuss muss die Waffe manuell über den Repetiermechanismus nachgeladen werden.
Standard Division
Die Standard Division ähnelt der Manual Division, allerdings kommen hier Selbstladeflinten mit Röhrenmagazin zum Einsatz. Der Schütze muss den Repetiermechanismus nicht manuell bedienen, was die Handhabung erleichtert und die Schussfolge beschleunigt.
Modified Division
Auch in der Modified Division werden halbautomatische Selbstladeflinten verwendet. Hier dürfen jedoch mehr Patronen geladen werden, und es sind technische Hilfsmittel wie Red-Dot-Visiere und Mündungsbremsen erlaubt. In den ersten drei Divisionen (Manual, Standard und Modified) müssen die Patronen weiterhin einzeln von Hand nachgeladen werden. Schützen verwenden hierfür spezielle Schrotpatronencaddies, die die Patronen sortiert und griffbereit am Gürtel befestigen.
Dank moderner Nachladetechniken wie Double-Load und Quad-Load können erfahrene Schützen vier Patronen in weniger als 1,5 Sekunden nachladen, was einen entscheidenden Vorteil im Wettkampf bedeutet.
Open Division
Die Open Division erlaubt nahezu alle technischen Innovationen und Modifikationen. Hier dominieren Selbstladeflinten mit Kastenmagazinen, Red-Dot-Visieren und Mündungsbremsen. Auch Prototypen oder Röhrenmagazinwaffen mit sogenannten Speedloadern sind zulässig. Diese Vorrichtungen ermöglichen es, mehrere Patronen mithilfe von Federdruck blitzschnell über den Ladeport ins Magazin zu laden. Aufgrund der extrem schnellen Nachladevorgänge ist die Open Division die schnellste und technologisch anspruchsvollste Klasse.
Herausforderungen und Reiz des IPSC-Schrotschießens
Neben Präzision und sicherer Waffenhandhabung spielt besonders in den ersten drei Divisionen die Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit beim Nachladen eine entscheidende Rolle für die Platzierung. Die Wettkampfergebnisse werden wie üblich im IPSC nach dem Hit-Factor-Prinzip und der Major-Wertung ermittelt.
Ein besonderer Reiz des IPSC-Schrotschießens liegt in der Vielfalt der verwendeten Munitionstypen. Es kommen alle drei gängigen Sorten für Schrotflinten zum Einsatz:
- Birdshot: Für Stahlziele und Wurfscheiben.
- Buckshot: Für Stahlziele und IPSC-Papierscheiben.
- Slug (Flintenlaufgeschosse): Für IPSC-Papierscheiben sowie gelegentlich für Ziele auf Distanzen ab 40 Metern.
Die Wahl der Munition wird im Stagebriefing vorgegeben und bestimmt die Art der Ziele, die beschossen werden. Je nach Szenario erfordern die Stages vom Schützen eine Vielzahl an Fähigkeiten, die unter Zeitdruck mit dem Shottimer abgerufen werden müssen. Diese Kombination aus Präzision, Taktik und Geschwindigkeit macht das IPSC-Schrotschießen zu einer der spannendsten und vielseitigsten Disziplinen im Schießsport.